Nach der anstrengenden oder besser aufregenden Autofahrt hatte ich eine entspannte Nacht. Ausgeruht und gut gelaunt fiel mir als erstes auf dem Weg zum Frühstück der Blick auf, den wir von hier aus hatten. Beste Voraussetzungen also, sich mit dem Hindu-Schamanismus in Nepal auseinanderzusetzen.
Wir hatten vom Berg oben einen herrlichen Rundumblick. Auf dem Weg von unserem Bettenhaus zum Haupthaus entdeckte ich, dass der Badmintonplatz tatsächlich der Landeplatz für den Hubschrauber war. Im Haupthaus wurde unser Frühstück vorbereitet. Wie in diesen Ländern üblich, gab es warmes Frühstück und Tee oder Kaffee.
Trommeln und Mantras bis zur Trance
Allerdings war das heute Morgen eher Nebensache, denn ich wollte ja endlich loslegen und sehen, was der Schamane mit uns alles so machen würde und vor allem, ob es einen Unterschied geben würde zum Schamanismus in der Mongolei und wenn ja, welchen. Punkt 10 Uhr ging es dann los. Der erste Unterschied war schnell entdeckt. Wir arbeiteten in einem Raum und nicht wie in der Mongolei, draußen. Der Schamane stellte sich nun noch einmal ganz kurz vor und sammelte unsere Trommeln und Turmis ein, um sie und uns mit einer Eröffnungszeremonie zu begrüßen.
Er trommelte und sang Mantras, warf ab und an etwas Reis und etwas Vodka in die Luft, verstreut in alle Himmelsrichtungen. Er sah jeden einzelnen von uns an, trommelte wieder und begann dann in Trance zu gehen. Dies erkannten wir an seinem starken Zittern während des Trommelns. Da war dann auch der nächste Unterschied zu den mongolischen Schamanen zu sehen. Im Hindu-Schamanismus wird nur Kontakt zu den Spirits aufgenommen und sie werden im Trancezustand befragt. In der Mongolei lässt der Schamane seinen Spirit in seinen eigenen Körper. Im ersten Moment war es doch sehr überraschend und ungewohnt, denn ich wusste nicht genau, was da jetzt wie
passiert.
Schamanenkultur in Nepal, Götter und Rituale
Nach dem Start erklärte uns der Schamane nun einiges zur
Schamanenkultur in Nepal, von Göttern und Gottheiten, von Ritualen und von Mantras. Dann wollten wir natürlich wissen, was die Holzkeile, unsere Turmis bedeuteten. Turmis sind in Nepal eines der wichtigsten Werkzeuge neben der Trommel für den Schamanen. Mit ihrer Hilfe ist es dem Schamanen möglich, Energien zu durchtrennen. Es dient demnach für ihn dazu, damit zu arbeiten und sich danach mit dessen Hilfe energetisch zu reinigen.
Für mich als Westeuropäer ist dies erst einmal eine merkwürdige Vorstellung. Jedoch ist es vielleicht auch nicht so sehr anders, gemessen an unseren Traditionen: Wenn man in unsere Kirchen sieht: Da steht das Kreuz, man bekreuzigt sich, man kniet nieder vor dem Kreuz und betet, um Kraft zu bekommen oder warum auch immer. Exakt so ist es auch mit dem Turmi, nur dass es kein Kreuz ist und für die Schamanenkultur eine ähnliche Bedeutung hat.
Mit Hilfe des Turmis kann der Schamane arbeiten und die Benutzung ist recht einfach, denn er hört auf seine innere Stimme und lässt sich leiten. Auch das ist ähnlich wie mit anderen Dingen aus unserer Kirche. Im Übrigen gibt es viele Gemeinsamkeiten heute zwischen Schamanismus und der Kirche. Das Beten und das Aufsagen von Mantren dient dem selben Zwecke, es werden Selbstheilungskräfte im eigenen Körper angesprochen oder Energien und Wünsche losgelassen.
Schamanismus gestern und heute
Beim nächsten Mal werde ich noch etwas genauer auf die Gemeinsamkeiten
von Schamanismus und Kirche eingehen beziehungsweise erläutern, wieso Schamanismus heute noch immer gelebt wird, wir es aber nicht als Schamanismus
kennen, sondern als Kommunikationsmodell NLP.