Nach langem Überlegen bin ich zu dem Entschluss gekommen – gerade wegen der aktuellen Ereignisse – den Blog weiter zu schreiben. Denn die Menschen in Nepal haben es einfach verdient, dass ihnen geholfen wird und sie nicht vergessen werden. Ich habe die Menschen mit einem Lächeln im Gesicht in Erinnerung und ich möchte, dass dies auch wieder zurückkommt.
Abfahrt und Ankunft
Es ging nun nach intensivem Training auf zu unserem nächsten Trainingsort. Wir waren kurz vor dem Dorf des Schamanen und konnten diesmal direkt das Dach der Welt sehen. Es war sehr beeindruckend, den höchsten Berg der Welt aus 80 Kilometer Entfernung zu sehen. Am ersten Abend durften wir den Schamanen nach Hause begleiten. Der Weg zu seinem Haus war unwegsam und irgendwie doch genauso, wie ich es mir vorgestellt hatte. Kleine Wege durch Felsspalten, an kleinen Bäumen und Sträuchern vorbei über kleine und größere Steine sowie ausgespülte Wasserbetten von wilden Flüssen nach Starkregen.
Nach rund 25 Minuten kamen wir im Dorf des Schamanen an und in dem Moment wo er das Dorf betrat, eilten auch schon die Bewohner auf die Straße und begrüßten ihn, riefen ihm etwas zu, gaben ihm die Hand. Es war spannend zu sehen, welchen Stellenwert der Schamane hier hatte und wie wichtig er für die Menschen war. Wir betraten sein Haus und wurden auf einen Tee eingeladen. Dass wir zwei Tage später wieder bei ihm im Haus sein würden und dann die ganze Familie sehen würden, ahnten wir zu diesem Zeitpunkt nicht.
Rituale und Zeremonien
Nachdem wir die letzten Tage die Mantren für die Rituale und Zeremonien bekommen und aufgeschrieben hatten, war es nun an der Zeit zu sehen, wie genau diese funktionierten, was dazu gebraucht wurde und welche Vorbereitungen getroffen werden mussten. Eine besondere Ehre für mich war es, die Erlaubnis zu erhalten, solche Zeremonien und Rituale selbst abhalten zu dürfen. Wir hatten lange geübt, immer wieder die Mantren gesprochen und viel getrommelt, um wirklich zu wissen wie es ging, wie es sich anfühlte und auch mit welchen Energien wir dort umgingen.
Durch Mantren und Trommelklänge in Trance
Ich konnte mir einiges nicht wirklich vorstellen. Selbst noch in diesem Moment, in dem ich es hier aufschreibe, erscheint es mir etwas merkwürdig, aber ich habe es erlebt, habe Energien gefühlt und gesehen, was möglich ist. Durch die Rhythmen der Trommel und den Sprachrhythmus der Mantren kommt man in einen anderen Zustand – ganz ohne Drogen. Plötzlich sieht oder fühlt man etwas, bekommt Antworten auf Fragen. Nicht ohne Grund heißt der Schamanen wörtlich übersetzt „der Zitterer“, denn der Schamane trommelt sich quasi zum Zittern, um in Trance zu kommen. Dies zu sehen und dabei zu sein, war wirklich besonders.
Die Familie des Schamanen
Würden wir wie früher in der Schule nach den Ferien nach unserem schönsten Ferienerlebnis gefragt, würde ich von dem Besuch im Haus des Schamanen berichten. Wir hatten ihn wieder zurück nach Hause gebracht, da wir uns nach dem Arbeiten noch etwas bewegen wollten. Wir gingen also erneut den Weg ins Dorf, grüßten diesmal ebenfalls die Bewohner und wurden dann wieder eingeladen, mit ins Haus des Schamanen zu kommen. Diesmal wurde uns neben Tee auch Vodka und Hirseschnaps angeboten. Die Familie war anwesend und bereitete das Essen vor. Wir durften so einen Moment am Familienleben teilhaben und so entstand auch mein Lieblingsbild dieser Reise. Ich finde, dieses Bild spricht für sich.
Beim nächsten Mal werde ich von der Abschlusszeremonie berichten und Euch zwei Videos zeigen, damit ihr Euch einen kleinen Eindruck verschaffen könnt. Zusätzlich werde ich natürlich auch über Neuigkeiten zur Nepalhilfe schreiben.