Nachdem wir gestern zu dem lang angekündigten Richtfest kamen, können wir heute von der Fertigstellung unseres ersten Hauses für Nepal berichten. Der Weg dahin war steinig, aber am Ende erfolgreich. Zudem hier eine kleine Übersicht, wie wir bereits eure dankenswerten Spenden einsetzen konnten.
Unser Erstes Haus für sechs Personen ist fertig
Den Baumarkt kennt ihr ja schon, allerdings war er nicht das Einzige, was uns hier wirklich stark an die Substanz ging. Angefangen damit, dass immer neue Helfer am Morgen dazu kamen und am Mittag dann wieder verschwunden waren, weil es wohl ihnen wohl doch zu anstrengend war. Soweit reichte die Hilfsbereitschaft bei einigen dann doch nicht, denn schließlich ging es ja auch nicht um ihr eigenes Haus. Dann kamen andere Dorfbewohner und hatten immer tolle Vorschläge, wie man was machen konnte und wie es doch viel besser wäre.
Gleichzeitig wollten wir natürlich unsere eigenen Vorstellungen von einem sicheren Haus verwirklichen. So entstanden einige Diskussionen, denen wir uns am Anfang noch anschlossen, dann aber an uns vorbei ziehen ließen, denn sie stahlen unsere Zeit. Zudem kam es immer wieder zu sprachlichen Problemen und vor allem aber zu Problemen mit den unterschiedlichen Maßeinheiten und der Benutzung von Werkzeugen, die ich noch nie vorher gesehen hatte und umgekehrt.
Das Haus hat eine Küche, die etwa 3 Meter auf 3,20 Meter groß ist. Hier spielt sich auch das Familienleben ab. Dann gibt es für vier Kinder ein Kinderzimmer, in dem aber nur geschlafen wird, welches 2,50 Meter auf 3,20 Meter misst. Dann gibt es noch ein Elternschlafzimmer mit kleinem Zeremonieplatz (ein Hocker). Die Größe des Zimmers lässt sich schwer sagen, da wir die Wände schräg bauen mussten, um den Platz optimal ausnutzen zu können, aber es werden so ungefähr 2,50 Meter auf 2,70 Meter sein. Wenn man sich das mal für unsere Verhältnisse ansieht, ist es ein Haus mit circa 25 Quadratmetern, in dem eine Familie mit vier Kindern lebt.
Die Sanitäranlagen befinden sich außerhalb des Hauses und sind etwas anders als bei uns. Das Ganze hat nun 700 Euro gekostet, da die Metallplatten hier derzeit unglaublich teuer sind. Die Arbeitsstunden sind nicht mitgerechnet. Das gesamte Holz kam aus dem Wald. Wir sind recht stolz auf das Geleistete hier und werden nun im Dorf das nächste Haus in Angriff nehmen. Neben den Rundhäusern, die auch ohne uns gebaut werden können, wollen wir für noch eine Familie ein neues Heim bauen. Ob wir das allerdings stemmen können, wird sich erst in den nächsten Stunden entscheiden, dazu aber später noch mehr.
Richtfest
An dieser Stelle möchte ich nochmal etwas ausführlicher auf das Richtfest eingehen. Wir haben uns am Abend zuvor Bambus besorgt und Thomas hat daraus einen Richtkranz gebaut – natürlich nur mit drei Verstrebungen, denn hier gilt der Dreizack als eines der größten Symbole. Es bezeichnet den Gott Shiva. Wir besorgten zudem noch Gebetstücher, die wir an den Richtkranz banden.
Am nächsten Morgen kamen wir am Haus an und auch die Familie hatte schon einiges vorbereitet, um ihr Haus einzuweihen. Auf dem Altar standen eine Kerze, Räucherstäbchen, Blumen und noch andere kleine Sachen, die wir erst einmal gar nicht wirklich wahrgenommen hatten. Dann begannen wir mit unserem Richtfest. Wir standen auf dem Gebälk des Hauses und hielten unseren Richtfestspruch. Allerdings mussten wir ihn öfter als drei mal sagen, damit er dann auch übersetzt werden konnte. Dann gab es darauf natürlich auch immer erst eine Reaktion und nun konnten wir weiter machen.
Am Schluss wurde Wodka für den Hausherren und für alle anderen kredenzt, die mitgeholfen hatten, das Haus zu bauen. Die Familie, die in das Haus einziehen wird, war ebenfalls anwesend, allerdings ohne Kinder. Nachdem die kleine Flasche Wodka ausgetrunken war, begann der Schamane das Haus mit seiner Zeremonie einzuweihen. Das durfte ich im Februar bereits einmal lernen und diesmal nun auch endlich live erleben. An der Türschwelle und jeweils an allen Ecken des Hauses wurde die Zeremonie vollzogen und zum Schluß wurden alle mit Farbe im Gesicht bemalt. Das Ritual dauerte nur eine Stunde, denn wir wollten unbedingt das Dach fertig bekommen, um dann am nächsten Tag komplett den Bau zu beenden. Also fingen wir an zu arbeiten und so ganz langsam begannen danach alle anderen auch, wieder mitzumachen.
Was bisher mit dem Geld passierte
Um auch mal kurz zu beschreiben, was wir bisher ausgegeben haben und wofür und was wir als nächstes vorhaben, gibt es diesen Abschnitt. Ausgegeben haben wir bisher 2060 Euro für Bikram und sein neues Haus – das war der Ursprung der Spendenidee.
Nachdem die Sache dann etwas größer wurde und auch viele direkt an Bikram gespendet haben, verteilten wir auch das Geld etwas anders. Wir kauften zwei Rundhäuser. Einmal für eine Familie mit Kindern und einmal für Senioren in einem abgelegenen Bergdorf. Damit waren die nächsten 400 Euro weg. Das Haus, was wir gerade gebaut haben, kostete 700 Euro. Dann besorgten wir für dieses Dorf auch Lebensmittel für circa 200 Euro – vor allem Reis, Gemüse, Öl, Wasser und einiges mehr. Als nächstes haben wir das Benzin für den Bus bezahlt und mussten auch für einige Helfer etwas Geld berappen – zusammen 100 Euro.
Wir haben einer privaten Organisation in Nepal 300 Euro für Material gespendet. Was genau davon gekauft wurde, werden wir euch demnächst per Foto zeigen. Diese private Organisation arbeitet ähnlich wie wir. Sie kommen aus Kathmandu und fahren genau die Dörfer an, die angeblich nicht erreichbar sind. Weiter haben wir im Vorfeld Planen und Baumaterialien und Werkzeuge gekauft, die mit zusätzlichen 230 Euro veranschlagt werden. Den Rest des Geldes werden wir hier weiter für Rundhäuser einsetzen oder für dringend benötigte Lebensmittel in den Dörfern. So müssen wir auch Wegegeld bezahlen, um überhaupt in einige Dörfer zu gelangen.
Leider ist es für uns nicht immer einfach abzuwiegen, wo wir welches Geld und wieviel lassen, denn gebrauchen können es hier fast alle. Besonders bitter ist es, dass es natürlich wieder die Armen getroffen hat, deren Häuser nicht erdbebensicher waren. Für den November werden dringend warme Kinder- und Babysachen gesucht, denn davon gibt es im Nepal nicht ausreichend. Damit wir das Material auch in den Nepal bekommen, werden wir nach unserer Rückkehr eine Kampagne starten, die uns das Transportgeld einbringen soll. Wenn jemand jemanden kennt, der bei einer Fluglinie arbeitet, die in den Nepal fliegt, wären wir für gute Kontakte sehr dankbar. So, das wars für heute. Allen Unterstützern vielen Dank – sowohl für die finanzielle Hilfe für die Menschen hier als auch für eure moralische Unterstützung.