In einem Interview vor unserem Abflug nach Nepal wurden wir gefragt, warum man denn ausgerechnet uns Geld spenden solle. Und hier ist die Antwort: Alle Spenden kommen an – und wenn wir selbst dafür sorgen müssen! Denn wer in Nepal aus dem Flugzeug aussteigt, wird sofort mit dem größten Problem konfrontiert: Die dort lagernden Hilfsgüter werden nur völlig unzureichend verteilt.
Aus der Luft wirkt Kathmandu fast unversehrt
Bevor wir uns in Berlin in den Flieger gen Nepal setzten, wurden wir noch um ein Interview gebeten. Dort erklärten wir ausdrücklich, was wir warum machen. Warum wir ohne Hilfsorganisation nach Kathmandu fliegen und was wir uns dort vorstellen. Wenn das Interview zu sehen ist, werden wir es auf dieser Seite natürlich teilen.
Nach dieser Überraschung gab es gleich die nächste: Mandy kam zum Flughafen und gab uns noch einiges mit für Bikram und Santa, wünschte uns einen guten Flug und dann war es auch so weit. Nach 14 Stunden kamen wir endlich in Kathmandu an. Beim Landeanflug war ich sehr gespannt, wie zerstört Kathmandu aus der Luft aussieht und ich war überrascht, da es kaum nach Schäden aussah. Nachdem wir dann unser Visum bekommen hatten und auch unser Gepäck, erwartete uns Bikram. Was für eine Wiedersehensfreude!
Zerstörung, doch Hilfsgüter kommen nicht an
Auf dem Flughafengelände liegen unzählige Planen, Zelte und andere Hilfsgüter, die dringend gebraucht werden. Viele der Mitreisenden blieben stehen und schüttelten die Köpfe, denn die Hilfsorganisationen sagen immer, es fehle an Geld für Planen. Dem widerspreche ich hier und mit Wut im Bauch, denn es ist alles da – nur kommt es vom Flughafen nicht weg. Die nächste Enttäuschung ließ dann auch nicht lange auf sich warten, denn nach den Planen und Zelten lagen dort noch massig andere Hilfsmittel und wohl auch Lebensmittel.
Der Monsun wird erwartet und niemand ist in der Lage, die Hilfsmittel zu verteilen. Die Bevölkerung in Kathmandu bekommt zwar auch wenig Hilfslieferungen zugeteilt. Jedoch ist die Lage in den Dörfern teilweise noch schlimmer. In Kathmandu gibt es wenigstens Zelte und Ersatzwohnungen für Menschen, deren Häuser vernichtet wurden. In den Dörfern haben sie nichts. Gar nichts. Wir werden uns daher morgen mit unseren Planen auf in zwei Dörfer machen und dort dann helfen, Unterstände für die Monsunzeit zu bauen.
Kathmandu und die Hoffnung
Die Zerstörung von Kathmandu ist überall sichtbar. Manchmal etwas versteckt, manchmal umso brutaler sichtbar. Dort, wo bis vor sechs Wochen noch Häuser standen, spielen sie heute Badminton. Dort, wo die Tempel und Klöster standen, gibt es noch keinen Zugang für Touristen und ausländische Helfer. Unter den Trümmern der Tempel und Klöster werden noch mehrere Tote vermutet. Das Erdbeben überraschte die Menschen dort beim Abhalten von Zeremonien. In einigen Bezirken werden unter den Trümmern verschiedener Gästehäuser noch tote Touristen vermutet.
Das Aufräumen und Beseitigen der Trümmer wird noch ewig dauern, da es nicht ausreichend Maschinen gibt, die diese schwere Arbeit leisten können. Einige Gebäude müssen auch noch abgerissen werden, da sie Querrisse haben und so keine Statik mehr besitzen. Die Hoffnung, die Kathmandu ausstrahlt, ist in den wiederbelebten Gassen und kleinen Geschäften zu erleben. Wir haben bisher noch keine Ausschreitungen gesehen, keine Diebstähle mitbekommen und auch Bikram konnte die Warnungen, die durch einige Medien verbreitet wurden, nicht bestätigen. Natürlich ist Kathmandu nicht mehr das, was es vor drei Monaten noch war, aber die Prinzipien und Werte ihrer Bewohner hat Kathmandu behalten.
Ausblick
Ich hoffe auch morgen wieder einen Internetzugang zu bekommen. Dann werde ich vom ersten Tag in einem Dorf berichten, dem Dorf des Schamanen, bei dem ich im Februar lernen durfte. Bis dahin dürft Ihr dies gern teilen und weitererzählen.